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Telefon-Interview zur Saison 2018, zu schulischen und schwingerischen Werten und warum Marcel Bieri in Kürze eine Mitfahrzentrale gründen könnte

Schön, dass ich dich doch einmal telefonisch erwische. Mesi, wo steckst du denn immer? Müssen wir uns Sorgen machen?!

Entschuldige, zugegeben, ich bin im Augenblick telefonisch schwer zu erreichen. Ich gebe gerade Unterricht in der 4. Primarklasse in Baar. Im Unterricht ist natürlich mein Handy immer auf lautlos. Zudem habe ich als hauptverantwortlicher Praktikant auf jede Stunde viel vorzubereiten und abends stecke ich natürlich schon voll im Training auf die Sportsaison. Doch ich kann Entwarnung geben: Alles im grünen Bereich!

...Uuui, Viertklässler! Das klingt nach Stress!

... Nicht Stress, man ist gefordert und dies macht mich stark! Ich habe Glück: Es ist eine tolle Klasse. Natürlich wird es manchmal auch etwas zu laut, dann muss ich mit Humor und wenn nötig auch einmal mit einer klaren Ansage die Situation beruhigen. 

...und ansonsten setzt du mit deinen 190 cm zu einem Schlungg an!

Meinen Paradewurf musste ich gegen meine Schüler glücklicherweise noch nicht anwenden. Das wäre doch auch etwas unfair. Ich setze bei den Schülerinnen und Schüler auf Humor und die Überzeugungskraft der klaren Worte und des Vorlebens. 

Du bist auf dem elterlichen Bauernhof in Edlibach aufgewachsen, was nimmst du aus deiner Jugend mit ins Klassenzimmer?

Sicher bin ich dank dieser Jugend geerdet. Wer auf einem Bauernhof aufwächst, der muss zwar schon früh mithelfen und zupacken, der erlebt aber vor allem auch wunderschöne Momente. Ich war mit meinen Brüdern sehr oft in der Natur. Wir haben die Jahreszeiten – ob die Sonne schien oder ob es regnete – im wahrsten Sinne des Wortes hautnah erlebt. Ich finde es sehr schade, dass viele Kinder in ihrer Freizeit nur noch Computerspiele machen oder vor dem TV sitzen und sich kaum mehr bewegen. Ich versuche meinen Schülerinnen und Schüler nicht nur das Rechnen und Schreiben beizubringen, sondern ihnen auch meine innere Freude für Sport und für die Natur ein Stück weit auf den weiteren Lebensweg mitzugeben. 

Und was bringt der gelernte Zimmermann Marcel Bieri in den Unterricht mit ein?

Es ist natürlich im handwerklichen Unterricht schon ein grosser Vorteil, dass ich selber Freude an Holz habe und den Kindern diese Begeisterung für diesen wunderbaren und wichtigen Naturstoff vermitteln kann. Das Arbeiten mit den Händen macht mir auch immer selber grossen Spass! Werken ist also in einem doppelten Sinne eines meiner Lieblingsfächer!

Wie weit bist du eigentlich schon in deiner Zweitausbildung zum Primarlehrer?

Ich sollte den Kranz schaffen. Im Ernst: Wenn alles gut geht, und davon gehe ich zuversichtlich aus, schliesse ich im Sommer mit dem Bachelor ab und trete im August meine erste Vollzeitstelle an. Gerade jetzt laufen meine Stellenbewerbungen im Kanton Zug. Ich gehe wirklich gerne an die PH Zug, aber ich freue mich nun doch auch riesig darauf, nach dem Studium die Gesamtverantwortung für eine eigene Klasse zu tragen. Jungen Menschen Wissen, Werte und etwas Witz mit auf den Weg zu geben, ist meine Berufung!

Etwas Witz, das klingt gut. Zu dir wäre ich sicher auch gerne in die Schule gegangen. Vor allem der Witz hätte mich interessiert...

Humor im richtigen Ton und zum richtigen Zeitpunkt sind mir wichtig. Lehrerinnen und Lehrer tragen – zusammen mit den Eltern – eine grosse Erziehungsverantwortung. Kinder sollten gerne zur Primarschule gehen. Der Einstieg in die Schulkarriere ist für den Schul- und Lebensweg entscheidend wichtig. Doch ich bin vor der Klasse alles andere als ein Pausenclown: Konzentration zum richtigen Zeitpunkt ist wichtig, dies lernt man als Schwinger und als Lehrer schnell. 

Welche Werte der Schwinger sind dir persönlich selber wichtig?

Im Schwingen werden Kameradschaft, Fairness und Respekt vermittelt und gepflegt. Man schaut z.B. dem Gegner zu Beginn des Kampfes bewusst in die Augen und gibt sich einen kräftigen Händedruck als Zeichen des gegenseitigen Respekts. Der Sieger eines Kampfes streicht dem unterlegenen Gegner das Sägemehl vom Rücken. Umgekehrt gehört es sich auch  als Unterlegener, dem Sieger zu gratulieren. Wer diese Abläufe mit den zugrundeliegenden Werten bewusst verinnerlicht und etwas nachgedacht hat, der kann schon als junger Mensch für das ganze Leben profitieren. Respekt lernt man bereits als Jungschwinger. Unser Innerschweizer Verbandssponsor Leister hat übrigens die Werte des Schwingsports beeindruckend in seine Unternehmenswelt eingebettet und wendet sie erfolgreich und mit Power im Alltag an. 

Apropos Power. Das Porsche Zentrum Zug ist dein neuer Fahrzeugpartner. Passt dies zu einem Schwinger?

Wie gesagt, ich bin sehr geerdet. Persönlich war es mir primär wichtig, dass ich auch diese Saison ein gutes und sicheres Fahrzeug fahren kann, weil ich lege während der langen Trainings- und Wettkampfsaison zahlreiche Kilometer zurück. Porsche bietet mir diese Sicherheit und passt ausgezeichnet zu einem Zuger Schwinger! Porsche hat nämlich seinen nationalen Hauptsitz in Rotkreuz. Das Porsche Zentrum Zug beschäftigt rund 50 Mitarbeitende. Als Zuger Schwinger ist es mir wegen dieser lokalen und weltweiten Bedeutung eine grosse Ehre, ein Auto der Traditionsmarke Porsche fahren zu dürfen. 

Welche Werte verkörpert Porsche?

Porsche steht heute für mich neben Sportlichkeit und ausgefeilter Technik, vor allem auch für sehr hohe Beständigkeit und Alltagstauglichkeit. Porsche-Geschäftsführer Yves Becker-Fahr hat mir erzählt, dass rund 60 Prozent aller je zugelassenen Porsche-Fahrzeuge immer noch im Strassenverkehr sind. Das ist beeindruckend. Zudem habe ich festgestellt, dass viele bodenständige KMU-Geschäftsführer, die dem Schwingen nahestehen, einen SUV-Porsche fahren. Beständigkeit, Qualität, ausgefeilte Technik und Tradition. Diese Werte passen bestens zum Schwingen. 

... Und wie haben deine Schwinger-Kollegen auf dein neues Fahrzeug reagiert?

Gut! Natürlich musste ich den einen oder anderen Spruch anhören. Doch ich hatte noch nie so viele Schwinger-Kollegen, die einmal mit mir in meinem Macan mitfahren wollten. Und sie waren ohne Ausnahme hellbegeistert und wollten sich gleich zu einer zweiten Mitfahrt anmelden. Ich könnte bald eine Mitfahrzentrale gründen.  

Was hat sich sonst noch in deinem Umfeld geändert?

2015 hatte Schenker Storen ein Teilverband übergreifendes Sponsoringprojekt zugunsten von 12 jungen, talentierten Schwingern lanciert und so ein starkes Zeichen in der Nachwuchsförderung des Schwingsports gesetzt. Davon konnte auch ich profitieren. Doch nun ist es an der Zeit, meinen Platz für einen anderen talentierten Jungschwinger freizumachen. Ich möchte bei dieser Gelegenheit den Verantwortlichen von Schenker Storen herzlich danken. Es war für mich eine tolle Zeit! 

Bedeutet dies, dass du offen für neue Sponsoren bist? 

Mit Hummel Schweiz (Baar), dem Sportshop am Gleis (Sattel), dem Porsche Zentrum Zug in Rotkreuz sowie Modularis Cham durfte ich in den letzten Wochen bereits Partnerschaften mit tollen Firmen aus der Region eingehen. Alles Firmen, die zu mir als Zuger Schwinger passen! 

Ich versuche, mir ein nachhaltiges Umfeld aufzubauen, das es mir erlaubt, mich Jahr um Jahr zu verbessern. Und da hätte es durchaus noch Platz für einen Hauptsponsor. Als Einzelsportler einen solchen zu finden, ist aber ziemlich schwierig. Doch ich bleibe zuversichtlich, schliesslich steht ja das Eidgenössische in Zug vor der Türe. Das wäre der ideale Zeitpunkt für einen Schwingsportsponsor, um einzusteigen. Falls jemand Interesse hat, bin ich gerne zu einem Gespräch bereit, um zu klären, ob wir zueinander passen und wie eine solche Partnerschaft aussehen könnte.   

... Du hast in der letzten Saison eine enorme Leistungssteigerung erfahren. Die Siege am Zuger Kantonalen, in Pfäffikon,  Oberwil und auf der Melchsee-Frutt zeugen davon. Aber auch deine fünften Plätze auf dem Brünig, am Innerschweizer und am Unspunnen waren ausgezeichnete Platzierungen. Was traust du dir diese Saison zu?

2017 war für mich eine super Saison. Doch leider sind die errungenen Kränze bereits wieder (wunderschöne) Vergangenheit. Nun beginnt alles wieder bei null. Natürlich werde ich alles daransetzen, wieder das eine oder andere Schwingfest zu gewinnen. Doch damit dies möglich ist, muss vieles zusammenstimmen: gesunder Körper, gutes Training mit genügend Regenerationsphasen, Wettkampf- und Einteilungsglück und eine gute Tagesform. Deshalb bin ich vorsichtig mit Prognosen. Ich möchte einfach die letztjährige Konstanz bestätigen.

Ich bin aber sehr optimistisch. Ich habe gut trainiert und fühle mich sehr fit, bin mental stark und top motiviert. Und einen Vorteil habe ich wie alle meine Innerschweizer Schwingkollegen: Wir haben ein super Publikum und einen tollen Teamgeist, das hilft uns, bei unseren eigenen grossen Schwingfesten auf dem Stoss oder auf der Rigi gut abzuschneiden. Natürlich werden die Kollegen anderer Verbände, die uns besuchen, nichts schenken und versuchen, ein Jahr vor dem Eidgenössischen in der Zentralschweiz den Tarif durchzugeben. Doch wir werden alles geben, damit es beim Versuch bleibt.

Und wohin gehen deine eigenen „Ausflüge“ dieses Jahr? Welche Schwingfeste wirst du bestreiten? 

Ich werde mich primär auf unsere eigenen Innerschweizer Schwingfeste konzentrieren. Das Zuger Kantonale, welches dieses Jahr am 22. April in meiner Heimatgemeinde Menzingen stattfindet, ist sicherlich für mich als Titelverteidiger gleich zu Beginn der Saison ein Markstein. Die Bergfeste auf dem Stoos und auf der Rigi sowie natürlich das Innerschweizer Schwing- und Älplerfest am 1. Juli in Ruswil sind weitere absolute Saison-Höhepunkte. Daneben werde ich aber auch kleinere Schwingfeste mit grosser Freude besuchen. 

Sorry, jetzt muss ich langsam Schluss machen, es hat geklingelt. Und als angehender Lehrer will ich natürlich pünktlich im Unterricht sein. Was man von anderen Menschen einfordert, sollte man bekanntlich auch selber vorleben. Ein allerletztes Wort noch: Ich grüsse alle meine Freunde, Fans, Gönner und Sponsoren – Zuwachs herzlich willkommen!

Interview: Daniel Hale

 

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